Im Jahr 2025 hat sich die Befreiung der Niederlande zum achtzigsten Mal gejährt. Für das Mauritshuis war dies ein Anlass, die Ereignisse während der fünf Jahre des Krieges und der Besatzung eingehend zu untersuchen. Dieses Buch, das von Frank van Vree (ehemaliger Direktor des Instituut voor Oorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies) und Quentin Buvelot (Chefkurator des Mauritshuis) zusammengestellt wurde, ist das Ergebnis dieser Recherchen.
Wie andere Museen in den Niederlanden stand auch das Mauritshuis in den Kriegsjahren vor großen Herausforderungen, allerdings mit einem wichtigen Unterschied: Das Museum befand sich im administrativen Herzen des Landes, direkt neben dem Binnenhof und dem Plein, die in den Händen des nationalsozialistischen Regimes waren. Direktor Wilhelm Martin setzte alles daran, die weltberühmte Sammlung zu schützen, zu der Werke wie Vermeers Mädchen mit dem Perlenohrring und Fabritius‘ Puttertje gehörten.
Mit einer Kombination aus Taktgefühl und Wagemut versuchte Martin, das Museum durch den Krieg zu steuern. Er organisierte Nachmittagskonzerte, um zu verhindern, dass die Nazis das Gebäude beschlagnahmen, musste aber gleichzeitig deutschen und niederländischen NS-Organisationen erlauben, Propagandaausstellungen im Mauritshuis zu organisieren. Jede Entscheidung war mit Risiken verbunden – für Martin selbst, aber vor allem für das Museum. Die Dilemmata, mit denen Martin rang, und seine Strategie des Nachgebens und Widerstehens wirken bis heute nach. Dieses Buch wirft ein neues Licht auf eine ereignisreiche Zeit in der Geschichte eines der berühmtesten Museen der Niederlande.
Buch:
Frank van Vree und Quentin Buvelot: Huis in de storm – Het Mauritshuis in oorlogstijd, 2025, Nederlands, 244 Seiten, ISBN 978-9-4626-2602-7
Ausstellung:
Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis zum 29. Juni im Mauritshuis zu sehen.
Foto: Christian Schneider