Der Museumstipp: Rijksmuseum de Gevangenpoort

Haben Sie jemals ein altes Gefängnis von innen gesehen? Den Kerkermeister, den Henker oder den Richter getroffen? Einer Guillotine gegenübergestanden?

Der Gevangenpoort war ab circa 1420 bis 1828 ein mittelalterliches Gefängnis im Herzen von Den Haag. Seit 1882 beherbergt das Gebäude ein Museum. Das heutige Gefängnismuseum befindet sich in der Nähe des Binnenhofs und des Hofvijver. Der Besuch des Museums teilt sich in zwei Abschnitte: Zunächst erkunden Sie den jahrhundertealten Zellenkomplex mit einer Informationsbroschüre, anschließend sehen Sie sich die neue Ausstellung im Gerichtsgebäude an. Hierfür steht ein Audioguide zur Verfügung.

Das Gefängnis verfügte über dunkle und oft kalte Verliese, in denen bis zu 15 Personen zusammengepfercht wurden. Zu trinken bekamen sie das Wasser aus dem Hofvijver, in den zuvor die Abwässer der Toiletten eingeleitet wurden. Es gab jedoch auch wohlhabende Gäste, die auf eigene Kosten in der Ritterkammer, einer sehr gut eingerichteten Zelle mit eigener Toilette sowie Möbeln, Kamin und gutem Essen gefangen halten wurden. Für die wohlhabenden Frauen gab es die Frauenkammer, in die sie sogar Bücher und Schreibzeug mitnehmen durften. Säumige Zahler wurden in der Geiselkammer gefangen gehalten, um so die Schulden einzutreiben. Die gemeinen Gefangenen hingegen mussten zwölf Stunden am Tag arbeiten – beispielsweise hatten die Männer Holzmehl zur Herstellung von Farbe zu reiben, während die Frauen im Spinnhaus arbeiten mussten.

Es gab eine Folterkammer mit den zu dieser Zeit üblichen Instrumenten sowie eine sogenannte „Trauerkammer“, in der die zum Tode verurteilten ihre letzte Nacht verbrachten. Im Innenhof befand sich die Küche für die Versorgung der reichen Gefangenen, deren Gerüche die armen Gefangenen zusätzlich zu ihrer Haft ertragen mussten.

Hinter dem Gefängnistor befindet sich der „Plaats“. An der Spitze dieses Platzes befand sich „het Groene Zoodje“, „die Grüne Wiese“. So nannte man die Hinrichtungsstätte, an der aber auch Auspeitschungen vorgenommen wurden. Das Gras wurde vor jeder Hinrichtung frisch gemäht und man streute danach Sand, damit das Blut wegsickern konnte. Heute befindet sich an dieser Stelle das Denkmal für den 1672 ermordeten Johan de Witt.

Ein besonderer Ort, ein besonderes Museum, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Wenn Sie gerne das Museum nicht alleine, sondern lieber in Gesellschaft besuchen möchten, so begleiten Sie uns gerne am 5. November 2023 um 14 Uhr. Dann werden wir im Rahmen der Reihe „Sonntags im Museum“ das Rijksmuseum de Gefangenpoort besuchen.

Quellen und weitere Informationen:
Wikipedia (nl) 
Internetseite des Rijkmuseum de Gevangenpoort (nl) 

Besucherinformationen:
Eintritt: 15,00 Euro, Jugendliche (4 bis 17 Jahre): 7,50 Euro.
Mit der Museumkaart kostenlos.
Geöffnet Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr
sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr.

Adresse & Kontakt:
Buitenhof 33
2513 AH Den Haag 
Telefon: 070 – 346 08 61
E-Mail: info@gevangenpoort.nl

Text: Christian Schneider 
Foto: Anja van Westbroek

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