Die Ausstellung „Anni und Josef Albers“ im Kunstmuseum Den Haag

In der siebten Folge unserer Podcastreihe „Unterwegs in Den Haag“ berichten wir von der Ausstellung „Anni und Josef Albers“ im Kunstmuseum Den Haag,  die am 15. Oktober 2022 feierlich eröffnet wurde.

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„Unterwegs in Den Haag“: „Die Ausstellung „Anni und Josef Albers“ im Kunstmuseum Den Haag“ (7 Minuten, 24 Sekunden)
Redaktion, Sprecher & Technik: Christian Schneider, Moderation: Alexa Thelen-van den Hoek

 

 

Podcast

O-Ton Eröffnung

So hört es sich an, wenn im Kunstmuseum Den Haag die Gäste auf die Eröffnung der Ausstellung „Anni & Josef Albers“ warten. Am 14. Oktober 2022 um 18 Uhr trat der Direktor des Kunstmuseums, Benno Tempel, an das Mikrofon, die Eröffnung hatte begonnen. Der Direktor ist, wie die nachfolgenden Redner auch, natürlich stolz darauf, dass zum allerersten Mal eine gemeinsame Ausstellung dieser Künstlerpaares in den Niederlanden stattfinden kann. Die Retrospektive umfasst mehr als zweihundert 200 Werke, darunter Textilien, Gemälde, Grafiken, Fotografien, Möbel und Zeichnungen. Gerne wurde die aktuelle Ausstellung in den Zusammenhang gestellt mit den großen Ausstellungen über Mark Rothko und Piet Mondrian.

Dieses berühmte Künstlerpaar hatte mit seiner Kunst und seiner inspirierenden Lehre einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst. Ungewöhnlich ist dabei, dass Anni und Joseph sich mit vollkommen unterschiedlichen Kunstformen beschäftigt haben: Anni Albers war eine wahre Pionierin der modernen Textilkunst, während Josef eine künstlerische Entwicklung durchlief, die in seiner weltberühmten Serie „Homage to the Square“, einer Folge unzähliger Farbstudien mit quadratischen Formen kulminiert.

Kennengelernt haben sich der 1888 in Bottrop geborene Joseph und die 1899 in Berlin geborene Anni während des Studiums am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Die beiden heirateten 1925, dem Jahr, als das Bauhaus von Weimar nach Dessau umzog. 1933 nach der Machtergreifung Hitlers mussten Bauhausleiter Ludwig Mies van der Rohe und sein Stellvertreter Josef Albers das seit 1932 in einer alten Tapetenfabrik in Berlin-Lichterfelde ansässige Bauhaus aufgeben; Anni und Josef Albers emigrierten noch im selben Jahr mit Unterstützung und Empfehlung des Architekten Philip Johnson in die USA und gingen an die 1933 neugegründete Kunsthochschule Black Mountain College, North Carolina.

Josef Albers widmete sein Berufsleben der Erforschung der körperlichen und emotionalen Wirkung von Farbe. Zunächst durch geometrische Kompositionen aus sandgestrahltem Glas. Innerhalb des Mediums Malerei entwickelt er eine einzigartige abstrakte Bildsprache, in der sich alles um das visuelle Zusammenspiel von Farbe dreht. Diese Experimente führten schließlich zu seiner heute berühmten Gemälde- und Grafikserie „Homage to the Square“, einer scheinbar unerschöpflichen Reihe harmonischer Farbkombinationen.

Anni gilt als Begründerin der modernen Textilkunst. Wie die meisten Frauen am Bauhaus sollte sie sich auf das Weben zu konzentrieren, was nach anfänglicher Enttäuschung schnell in große Begeisterung für die Vielseitigkeit dieses Mediums umschlug. Sie experimentierte mit verschiedenen Techniken, macht das Webmuster zu einem nachdrücklichen Teil ihrer Kompositionen und kombiniert Fäden aus Jute und Baumwolle mit Metallfäden oder synthetischen Materialien wie Cellophan. Gerade durch diesen unkonventionellen Umgang mit diesen Materialien, ihren innovativen Stil und ihr Engagement für die Emanzipation des Webens als bildende Kunst wurde Anni Albers zu einer der Begründerinnen der modernen Textilkunst.

Genau diese Vielfalt des Werks der beiden Künstler mit Textilien, Gemälde, Grafiken, Fotografien, Möbel und Zeichnungen macht den Gang durch die Säle im ersten Stock des Kunstmuseums so sehenswert. Gegenständlich mitten im Raum und als Kunstwerk an der Wand, ebenso abstrakt wie farbintensiv. Viele Facetten aus dem Oeuvre von Anni und Joseph Albers zeigen ihre künstlerische Vision und ihren experimentellen Mut. All das verdeutlicht ihren nachhaltiger Einfluss auf die moderne Kunst.

Die beiden Künstler blieben in den Vereinigten Staaten. Ihr Wissen gaben sie an die nachfolgende Künstlergeneration weiter: Sie gingen zunächst an die 1933 von dem Altphilologen John Andrew Rice gegründete Kunsthochschule Black Mountain College in North Carolina. Anni Albers lehrte dort von 1939 bis 1949 als Assistant Professor Weberei. Joseph wechselte 1950 an die Yale-Universität, wo er von 1950 bis 1959 das Art Department leitete.

Der Kontakt nach Deutschland wurde von ihnen jedoch nicht abgebrochen: In den Jahren 1954 und 1955 lehrte Josef Albers als Gastprofessor an der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung in Ulm, die an die Lehrmethoden des Bauhauses Dessau anknüpfte. Er war zudem Teilnehmer der documenta 1 im Jahr 1955 und der 4. documenta 1968 in Kassel. 1983 wohnte Anni Albers der Eröffnung des Josef-Albers-Museum im Quadrat Bottrop bei und schenkte dem Museum Werke aus dem Nachlass ihres Mannes Josef.

Das künstlerische Erbe von Anni und Josef Albers wird seit 1971 von der Josef & Anni Albers Foundation bewahrt und vermittelt.

Weitere Informationen

Kunstmuseum Den Haag: https://www.kunstmuseum.nl/nl

Ausstellung „Anni & Josef Albers“: https://www.kunstmuseum.nl/nl/tentoonstellingen/anni-en-josef-albers

Anni Albers: https://de.wikipedia.org/wiki/Anni_Albers

Josef Albers: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Albers

Josef und Anni Albers Foundation: https://albersfoundation.org/

     

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