Monatsgedicht September: Friedrich Rückert „Herbstlied“

Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.

Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Herbstlied“ von Friedrich Rückert.
 

Herbstlied

Herz, nun so alt und noch immer nicht klug,
Hoffst Du von Tagen zu Tagen,
Was Dir der blühende Frühling nicht trug,
Werde der Herbst Dir noch tragen!

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Immer zu schmeicheln, zu kosen.
Rosen entfaltet am Morgen sein Hauch,
Abends verstreut er die Rosen.

Lässt doch der spielende Wind nicht vom Strauch,
Bis er ihn völlig gelichtet.
Alles, o Herz, ist ein Wind und ein Hauch,
Was wir geliebt und gedichtet.

 

Friedrich Johann Michael Rückert (geboren am 16. Mai 1788 in Schweinfurt) war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik.

Rückert beschäftigte sich mit mehr als 40 Sprachen und galt als Sprachgenie. Als Vierzehnjähriger hatte sich Friedrich Rückert bereits mit dem Übersetzen der Odyssee beschäftigt. Nachdem er auf der Lateinschule in Schweinfurt die akademische Vorbildung erhalten hatte, begann er 1805 zunächst ein Studium der Rechte an der Universität Würzburg. Er wandte sich jedoch bald, bis 1809, ausschließlich dem Studium der Philologie und Ästhetik zu. Als erste Werke gelten der Sonettenkranz „Agnes“ und der Gedichtzyklus „Amaryllis“. Nach einer kurzen Anstellung 1811 als Dozent in Jena und einer darauffolgenden, ebenfalls kurzen Beschäftigung als Gymnasiallehrer in Hanau 1812/13 zog sich Rückert für eine Weile ganz von seiner amtlichen Tätigkeit zurück und ließ sich als Privatgelehrter in Würzburg nieder. Unter dem Pseudonym „Freimund Reimar“ veröffentlichte er 1814 die „Deutschen Gedichte“. Die in der Sammlung veröffentlichten „Geharnischten Sonette“, ein aus 74 Gedichten bestehender Zyklus, begeisterten viele Zeitgenossen. Das bekannteste geharnischte Gedicht ist das 1812 verfasste „Was schmied’st du Schmied?“ 1815 übernahm er den poetischen Teil des Cotta’schen Morgenblatts in Stuttgart und schrieb unter anderem eine politische Komödie über Napoleon. In seinen Gedichten rief er zum Kampf in den Befreiungskriegen auf. 1821 heiratete er Luise Wiethaus-Fischer, sie bekamen zehn Kinder. Ab 1826 verblieb die Familie in Coburg. Erste Übersetzungen des Korans und alter persischer Gedichte folgen. Er wurde nach Erlangen als Professor für orientalische Sprache berufen. Von den fast 1.000 Gedichten sind die „Kindertotenlieder“ sehr bekannt, sie wurden von Gustav Mahler vertont. Neben Mahler gibt es auch Vertonungen von Schubert, Schumann, Brahms, R. Strauss und Loewe. Auf Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV zog Rückert nach Berlin und wählte ab 1848 sein Gut bei Coburg als Ruhesitz. Er starb am 31. Januar 1866 in Neuses. (Quelle: Wikipedia)

Foto: Heide Klijn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert