Veranstaltungsbericht: Haager Gaumenfreuden – ein ganz besonderer Spaziergang

In der fünften Folge unserer Podcastreihe „Unterwegs in Den Haag“ berichten wir im Rahmen einer Reportage von unserem am 2. April 2022 veranstalteten Spaziergang „Haager Gaumenfreunden“. 

Die zwölfköpfige Teilnehmergruppe traf sich am frühen Nachmittag in Den Haag in der Nobelstraat. Alle waren schon ganz gespannt, und jeder freute sich, dabei sein zu können, denn diesmal war unsere Tour bereits nach kürzester Zeit ausgebucht.

Alexa Thelen-van den Hoek hat die Highlights des Spaziergangs in einem Podcast für Sie zusammengestellt, die Moderation hatte Petra Kaumann.

 

Veranstaltungsbericht

Ausgangspunkt zu unserem besonderen Spaziergang war das Auktionshaus in Den Haag – das sogenannte Venduehuis – wo bereits seit 1812 fleißig verkauft und gesteigert wird. Damals waren die Niederlande gerade in die Hände des Französischen Kaiserreiches geraten, und öffentliche Verkäufe oder Versteigerungen waren ab jetzt nur noch unter Aufsicht eines Notars erlaubt. So gründeten kurzerhand die Notare in Den Haag ein Venduehaus – übrigens das erste in den Niederlanden – und kauften zu diesem Zweck das herrschaftliche, ehemalige Wohnhaus des Bürgermeisters.

Kaum zu glauben, was hier alles im Laufe der Zeit versteigert wurde: zum Beispiel im Jahre 1881 das wohl berühmteste Gemälde von Vermeer und sicher eines der Wahrzeichen von Den Haag: Das Mädchen mit dem Perlenohrring, damals für Sage und schreibe 2 Gulden 30! Oder gut 100 Jahre später der hohe, moderne Gebäudekomplex Babylon, direkt hinter dem Bahnhof Centraal Station für hundertmillionen Gulden. Auch Trampferde, die früher die Trams ziehen mussten, wurden hier verkauft! Heutzutage kann man im Venduehuis übrigens auch online mitsteigern.

Unsere Spaziertruppe startete von hier aus zu unserem ersten Ziel, vorbei an ’t Goude Hooft und Haagsche Bluf in Richtung Franse Tuin. Der kleine Park liegt direkt gegenüber vom Paleis Noordeinde, exakt hinter dem Kneuterdijk Paleis. Viele kennen ihn nicht, da er sich nicht direkt an der Straße befindet und der Eingang eher versteckt liegt, ein paar Schritte entfernt vom Wilhelmina-Denkmal. Bis vor 4 Jahren war es einfach nur ein eher unspektakulärer, kleiner Garten in französischem Stil. Doch inzwischen wurden hier viele großartige Bronzeskulpturen des niederländischen Künstlers Eric Claus aufgestellt.

Einige aus unserer Gruppe kannten zwar den Garten, den meisten war aber nicht bekannt, dass dieser sich zu einem künstlerischen Kleinod entwickelt hat, und das – gut erreichbar – direkt im Zentrum.

Ein Höhepunkt unseres Rundgangs war natürlich unser Besuch im geschichtsträchtigen 5-Sterne-Hotel Des Indes an der Lange Voorhout Nr. 54. Über die Aussprache des Hotelnamens gibt es verschiedene Meinungen hier im Land. Unser Führer und Concierge im Hotel, Gert-Jan van Engh klärte uns hierzu auf: in den Niederlanden werden – relativ unfranzösich – die Endbuchstaben „es“ von Indes mit ausgesprochen.

Gert-Jan van Engh ist nicht nur normaler Concierge im Des Indes, sondern stolzer Besitzer des Goldenen Schlüssels, das heißt, er ist Mitglied der hochqualifizierten internationalen Concierge-Vereinigung Les Clefs d’Or und konnte uns viel erzählen über die Veränderungen und über die Geschichte des Luxushotels.

Zu früheren Zeiten fuhren durch den jetzigen Haupteingang die Kutschen und konnten dort, wo sich heute die prächtige, samtige und marmorne Launge befindet, ihre noblen Gäste absetzten, wenden und wieder hinausfahren. Das Dach darüber war natürlich offen. Dort, wo sich heute die Bar befindet, standen früher die Pferde. Wir durften beim Rundgang die wunderschöne Treppe nach oben gehen und die erste Etage besichtigen, wo sich luxuriös ausgestattete Tagungsräume befinden.

Zu den Gästen hier gehörten natürlich viele Prominente. Egal ob Könige oder Staatsmänner, Schauspieler oder Künstler: wer Rang und Namen hatte, stieg in Den Haag im Des Endes ab, darunter zum Beispiel Thomas Mann, Theodore Roosevelt, der Dalai Lama, Lady Diana, Michael Jackson, – selbst die Spice Girls und die Rolling Stones nächtigten hier. Zumeist sind es aber Geschäftsleute und Touristen, die im Des Indes zu Gast sind.

Nach einer guten Tasse Cappuccino oder einem köstlichen Tee im Des Endes ging es dann weiter mit unserer Tour: durch einige der schönsten und ältesten Straßen von Den Haag: der Molenstraat, der Oude Molstraat und der Juffrouw Idastraat. In früheren Zeiten gab es hier sogar gleich zwei sogenannte Schuil-Kerken – das waren katholische Kirchen, die sich im 17. und 18. Jahrhundert hinter Häuserfassaden verbergen mussten, da die Ausübung des katholischen Glaubens damals nicht öffentlich stattfinden durfte. Teilweise finden hier sogar heute noch Gottesdienste statt.

In den kleinen Gassen des sogenannten Hofkwartiers gibt’s außerdem alte traditionsreiche Musikcafes und Gaststätten. Auch viele außergewöhnliche Geschäfte bereichern das Straßenbild, so zum Beispiel ein Hutladen oder ein kleines Geschäft, das Stoffe und Knöpfe führt, ein anderes mit Parfumflacons oder einen noblen Secondhand-Laden. Sie finden hier ein wirklich hübsches und außergewöhliches Einkaufsviertel, das Sie bei Ihrem nächsten Stadtbummel durch Den Haag nicht auslassen sollten.

Inzwischen hatten unsere Teilnehmer etwas Hunger. Und wie versprochen, ging es für die einen zum Friet District in der Prinsestraat, wo es tatsächlich noch selbstgemachte Fritten gibt aus Biokartoffeln – sowie hausgemachte, leckere Soßen. Die anderen machten sich auf zum Zalmhuis in der Anna-Palownastraat, wo der Besitzer selbst seinen Lachs räuchert, und wo Sie sicher die besten Lachsbrötchen in Den Haag bekommen.

Durchs Zeeheldenkwartier liefen wir dann weiter zu unserer letzten Station, der Brauerei „De Prael“ am Esperantoplein. Die Gebäude in der ganzen Nachbarschaft wirken eher modern und unspektakulär. Dennoch ist es eine Umgebung, in der sich gerne Künstler aufhalten. Und dass sich hier, inmitten dieses neu gestalteten Viertels eine Brauerei befindet, würde man von außen nicht vermuten. Die große und gemütliche dazugehörige Gaststätte ist inzwischen so populär, dass abends und an Wochenenden häufig alle Tische reserviert sind.

Die meisten unserer Spaziergänger wollten hier natürlich die verschiedenen und frischgezapften leckeren Biere probieren. Anschließend lud uns Henk Velders – der Chef persönlich – spontan zu einem Rundgang durch die Brauerei ein.

Die Brauerei De Prael, die es übrigens auch in Amsterdam, Groningen und in Utrecht gibt, braut folglich nicht nur Bier, sondern hat gleichzeitig einen hohen sozialen Anspruch und bietet schwer vermittelbaren Menschen einen Arbeitsplatz – sicher ein weiterer Grund, warum das Bier hier so beliebt ist.

So fand unser Spaziergang „Haager Gaumenfreuden“ einen geselligen und gemütlichen Abschluss.

Aufgrund des Erfolges werden wir unseren jüngsten Spaziergang „Haager Gaumenfreuden“ sicher in diesen Jahr noch einmal wiederholen!

 

Weitere Informationen

Venduehuis: https://www.venduehuis.com/nl/

Franse Tuin: https://bkdh.nl/kunstwerken/diverse-beelden-tuin-raad-van-state/

Hotel des Indes: https://www.hoteldesindes.nl/

Zalmhuis Den Haag: https://zalmhuisdenhaag.nl/

Brauerei De Prael: https://www.depraeldenhaag.nl/

     

KulturNetz aan Zee

Internetseite: https://kulturnetz-aan-zee.nl

Programm: https://kulturnetz-aan-zee.nl/den-haag-erleben/

Ihre Nachricht an die Redaktion von Journal aan Zee: info@kulturnetz-aan-zee.nl

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