Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.
Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Märztag“ von Detlev von Liliencron.
Märztag
Wolkenschatten fliehen über Felder,
blau umdunstet stehen ferne Wälder.
Kraniche, die hoch die Luft durchpflügen,
kommen schreiend an in Wanderzügen.
Lerchen steigen schon in lauten Schwärmen,
überall ein erstes Frühlingslärmen.
Lustig flattern, Mädchen, deine Bänder,
kurzes Glück träumt durch die weiten Länder.
Kurzes Glück schwamm mit den Wolkenmassen,
wollt‘ es halten, musst‘ es schwimmen lassen.
Friedrich Adolf Axel „Detlev“ Freiherr von Liliencron wurde am 3. Juni 1844 in Kiel geboren. Der Vater war Zollverwalter und die Mutter stammte aus einer Generalsfamilie. Nach dem Besuch der Kadettenschule in Berlin wurde er Offizier der Preußischen Armee. Bedingt durch seine Spielleidenschaft und großen Schulden war er gezwungen, den Dienst zu quittieren. Er wanderte 1875 in die USA aus und arbeitete dort als Klavier- und Sprachlehrer. Nach der Rückkehr im Jahr 1877 lebte er in Hamburg als freier Schriftsteller. Später stellte ihm Kaiser Wilhelm II einen jährlichen Ehrensold von 2.000 Goldmark zur Verfügung. Er verstarb am 22. Juli 1909 nach kurzer Krankheit in Alt-Rahlstedt.
Seine Gedichte liegen zwischen Naturalismus und Neuromantik und erfolgreich war er vor allem mit seinen Novellen. Wegen seiner militärischen Laufbahn und seinem Lebenswandel bleibt Detlev von Liliencron zeitlebens umstritten.
Foto: Beate Klemke