Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.
Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Landregen“ von Joachim Ringelnatz.
Landregen
Der Regen rauscht. Der Regen
rauscht schon seit Tagen immerzu.
Und Käferchen ertrinken
im Schlammrinn an den Wegen. –
Der Wald hat Ruh.
Gelabte Blätter blinken.
Im Regenrauschen schweigen
alle Vögel und zeigen
sich nicht.
Es rauscht urewige Musik.
Und dennoch sucht mein Blick
ein Streifchen helles Licht.
Fast schäm‘ ich mich, zu sagen:
Ich sehne mich nach etwas Staub.
Ich kann das schwere kalte Laub
nicht länger mehr ertragen.
Ich werde gehen wie ich kam
allein.
Joachim Ringelnatz (eigentlich Hans Gustav Bötticher; geboren am 7. August 1883 in Wurzen bei Leipzig, gestorben am 17. November 1934 in Berlin) war ein Schriftsteller, Maler, und Kabarettist der Weimarer Zeit. Sein Werk ist skurril, witzig und geistreich. Er stammte aus einer Gelehrtenfamilie und der Vater hatte Kontakte mit vielen Künstlern. Da er Seemann werden wollte, heuerte er auf einer Segeljacht an und ging später zur Marine. Durch die Münchener Künstlerkneipe „Simplicissimus‟ lernte er unter anderem Erich Mühsam, Frank Wedekind und Ludwig Thoma kennen. Seine ersten Kinderbücher erschienen 1909 bis 1914. Ringelnatz ging als Freiwilliger zur der Kriegsmarine und erwartete Kriegsromantik und seinen Heldentod. Er überlebte und heiratete 1920. Trotz vieler Veröffentlichungen war er immer in finanziellen Schwierigkeiten. In seiner Berliner Zeit ab 1920 gehörten Kurt Tucholsky, Otto Dix und Hans Albers zu seinen Freunden. Das Auftritt- und Schreibverbot der Nazis traf ihn schwer und er starb 1934 in Berlin. Sein Gesamtwerk erschien unzensiert erst 1954. (Wikipedia)
Foto: Christian Schneider