Podcast zum Tatsachenroman „Wasser zerreibt Steine“ von Brigitte Thelen

In der sechsten Folge unserer Podcastreihe „Unterwegs in Den Haag“ möchten wir Sie neugierig machen auf den Tatsachenroman „Wasser zerreibt Steine“ von Brigitte Thelen.

Alexa Thelen-van den Hoek hat in diesem Podcast einige Informationen über das Buch für Sie zusammengestellt und sie mit Originaltönen der Beteiligten unterlegt (9 Minuten, 9 Sekunden).

Audioskript:

Bereits als Jugendliche hatte ich meine Mutter immer wieder dazu angeregt, die vielen Geschichten von früher, die meiner Großmutter Terri immer erzählt hatte, und die mich als Kind bereits sehr bewegt, aber auch stolz gemacht hatten, aufzuschreiben, damit sie nicht verloren gehen. Jahre später im Rentenalter fasste sie – Brigitte Thelen – sich dann ein Herz und begann mit jahrelanger Recherche, sprach mit damals noch lebenden Familienmitgliedern, Dorfbewohnern und anderen Zeitzeugen, wühlte sich durch Archive und suchte im Internet, um all die Berichte zu ordnen und zu verifizieren. Und dann war es soweit:

O-Ton Laptop

Ein knappes halbes Jahr also für ein ca. 400 Seiten dickes Buch! Sicher eine Leistung. Doch was mir besonders viel bedeutet: es beschreibt unter anderem an einem authentischen Beispiel, wie zur Nazizeit auch normale, einfache Bürger Widerstand leisteten. Somit ist es gleichzeitig eine Hommage an all die unscheinbaren Widerständler, derer es sicher tausende gab, die aber bisher viel zu selten gewürdigt wurden.

War es in den ersten Jahren vor allem ihre offene Ablehnung des Regimes, unter der die ganze Familie meiner Mutter zu leiden hatte, so kam später noch das Grauen des Krieges hinzu. Meine Großmutter Terri wollte all dies für die Nachwelt erhalten und erzählte ihren jüngeren Kindern auf deren neugieriges Nachfragen immer und immer wieder, was in diesen schrecklichen Zeiten geschehen war. Doch mein Großvater hüllte sich diesbezüglich vor seinen Kindern in Schweigen.

O-Ton Erzählungen Alwis

Die Schwester von Brigitte Thelen – folglich meine Tante, Maria Bamberg – seit über 60 Jahren als Schwester Raphael in einem Kloster in Luxemburg – ist die einzige noch lebende Zeitzeugin aus der Familie und erinnert sich bis heute an die Schrecken aus ihrer Kindheit. Am Schlimmsten war für sie die Angst vor den Nazis, die immer wieder zuhause mit Beleidigungen und Warnungen aufkreuzten und einmal sogar ihren Vater abführten. Bis heute lässt sie der bedrohliche und harte Gleichschritt der Nazi-Chargen nicht los, der schon aus der Ferne zu hören war. Doch noch schrecklicher waren die ständigen Bombenalarme, die die kleine Maria zu ertragen hatte, und bei denen sie jedes Mal – egal ob zuhause oder während der Evakuierung – mit der ganzen, verängstigten Familie sofort in den Keller flüchten musste.

O-Ton Maria Fell

Trotz allem Naziterror war sich die ganze Familie einig und leistete, wo es nur ging, auf ihre Art Widerstand, selbst die damals 6jährige Maria in der Schule, als ihre Lehrerin die ganze Klasse zum Hitler-Gruß aufforderte:

O-Ton Maria Schule 1

Dies blieb natürlich nicht ohne Folgen, noch am selben Tag tauchte die Lehrerin bei ihrer Mutter auf:

O-Ton Maria Schule 2

Widerstand konnte bei den Bamberg-Kindern auch fröhlicher ausfallen. So erfanden die beiden Schwestern Resi und Gunda im Alter von 12 und 13 Jahren ein Spottlied im Heimatdialekt – zur Belustigung ihrer Freundinnen, und zum Schrecken ihrer Mutter, die natürlich Konsequenzen befürchtete. Es handelte von der damaligen Pflicht, dass jeder Haushalt ein Hitler-Bild aufhängen musste.

Hier die Übersetzung des Kinderreims ins Hochdeutsche:

Habt ihr schon ein Hitler-Bild? Ja, wir haben unsre Pflicht erfüllt.
Das erste ist ins Klo gefallen, das zweite hängt im Schweinestall.
Hitlerbild – Pflicht erfüllt – Klo gefalln – Schweinestall –
Da gehört es, da gehört es, da gehört es ja auch hin!

Noch Jahrzehnte nach dem Krieg lachte die ganze Verwandtschaft über die lustigen Verse der mutigen Mädchen. Meine Mutter Brigitte erinnert sich noch an die Melodie:

O-Ton Hitler-Bild

Weitere Informationen

Bibliographische Daten und weitere Informationen:

Brigitte Thelen: Wasser zerreibt Steine, 2022, 420 Seiten, mit Fotos erweiterte und überarbeitete zweite Auflage.

Weitere Informationen und das Buch erhalten per E-Mail an Alexa Thelen-van den Hoek.

KulturNetz aan Zee

Internetseite: https://kulturnetz-aan-zee.nl

Programm: https://kulturnetz-aan-zee.nl/den-haag-erleben/

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