Deutschsprachige Kulturspuren in Den Haag

KulturNetz aan Zee bietet seit nunmehr dreieinhalb Jahren Themenspaziergänge, Museumsbesuche und Blogbeiträge in und über die Stadt am Meer an. Dabei sind wir im Rahmen unserer kulturellen Arbeit immer wieder auf deutschsprachige Künstler, Schriftsteller und Musiker gestoßen, die in der Stadt gewirkt und gelebt haben. In einer Liste von mittlerweile 30 Kulturschaffenden finden sich berühmte Künstler, Schriftsteller und Musiker wie auch Menschen, die zwar weniger bekannt sind, jedoch wichtige Beiträge zur Kulturgeschichte geleistet haben. Mit dem Projekt „Deutschsprachige Kulturspuren in Den Haag” möchte KulturNetz aan Zee auf die lange gemeinsame Kulturgeschichte zwischen den Niederlanden auf der einen Seite sowie Deutschland, Österreich und der Schweiz auf der anderen Seite aufmerksam machen und sie für die Öffentlichkeit dokumentieren. Um Ihnen eine Vorstellung über die Dimensionen der Kulturspuren zu geben, möchten wir Ihnen drei der bekanntesten deutschsprachigen Kulturschaffenden beispielhaft kurz vorstellen:

Thomas Mann reiste mehrfach in seinem Leben nach Den Haag. Er las hier aus seinen Romanen „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ und „Doktor Faustus“, hielt seine Vorträge „Goethe und Tolstoi“ und „Versuch über Schiller“ und kam zu Treffen des Rotary- und des PEN-Clubs in die Stadt. Das erste Mal besuchte der Nobelpreisträger 1922 Den Haag, das sechste und letzte Mal kam Thomas Mann gut einen Monat vor seinem Tod in die Stadt. Er logierte vom 3. bis 5. Juli 1955 im Hotel Des Indes und besuchte die Koninklijke Schouwburg.

Am 9. Juni 1763 verließ Wolfgang Amadeus Mozart mit seiner Familie Salzburg in einer eigens für diese Reise angeschafften Kutsche. Erst dreieinhalb Jahre später kehrten sie in ihre Heimat zurück. Nach einer Reise entlang verschiedener deutscher Königshöfe gelangten sie über Brüssel nach Paris und England. Am 10. September 1765 traf die Familie Mozart in Den Haag ein – Wolfgang war erst neun Jahre alt. Sie hatten von Prinzessin Carolina, der Schwester von Willem V, eine Einladung erhalten, ein Konzert in den Oude Doelen zu geben. Während seines Aufenthalts in Den Haag schrieb er seine Fünfte Symphonie, die folglich den Spitznamen „Den Haag“ erhielt. Der zehnjährige Mozart wurde zur Ernennung von Willem V zum Stadhouder eingeladen und komponierte eigens für die Feierlichkeiten ein Quodlibet mit dem Titel Galimathias musicum (KV 32), das am 11. März 1766 erstmals aufgeführt wurde.

Der deutsche Maler Max Liebermann (1847-1935) war den Niederlanden Zeit seines Lebens eng verbunden. Hier fand er jahrelang Inspiration für seine Malerei und schloss eine Reihe besonderer Freundschaften mit den Künstlern der Haager Schule. Seine erste Reise in die Niederlande unternahm Liebermann 1871. Die Reise wurde von seinem Bruder Georg finanziert, er besuchte Amsterdam und Scheveningen. Dort begeisterten ihn Licht, Menschen und Landschaft – eine Leidenschaft war geweckt. Zwischen 1871 und 1914 verbrachte Liebermann viele Sommer in den Niederlanden, unter anderem bei seinem guten Freund Jozef Israëls – sogar seine Hochzeitsreise führte das frischvermählte Paar in die Stadt.

Irmgard Keun, Hoffmann von Fallersleben, Gustav Mahler, Erich Kästner, Bertha von Suttner, Wilhelm Busch, Wassily Kandinsky, die Comedian Harmonists, Sigmund Freud und viele andere: Der „kulturelle Fußabdruck“, den diese Menschen hier in der Stadt hinterlassen haben, ist unterschiedlich groß – sind sie nur einmal kurz in die Stadt gekommen oder haben sie möglicherweise hier gelebt? Dies gilt es zu erforschen.

Wir begegnen bekannten Orten, die auch noch heute einen Mittelpunkt des kulturellen Lebens der Stadt bilden – beispielsweise das Kurhaus, Pulchri Studio und Diligentia. Wir entdecken jedoch auch Orte, deren Ruhm und Glanz heute nicht mehr existiert – wie das Café-Restaurant De Seinpost, das Hauptgebäude des Dierentuins sowie das Gebouw voor Kunsten en Wetenschappen (K & W).

Mit „Deutschsprachige Kulturspuren in Den Haag” will die Stiftung insbesondere einen Beitrag dazu leisten, das Ansehen der deutschsprachigen Kultur und der deutschen Sprache in den Niederlanden zu fördern.

Um das Projekt entsprechend zu dokumentieren sowie die erzielten Recherchefortschritte darzustellen, hat KulturNetz aan Zee auf seiner Internetseite das Portal „Deutschsprachige Kulturspuren in Den Haag“ eingerichtet.

Wir möchten Sie heute einladen, unter der Adresse https://kulturnetz-aan-zee.nl/portal-deutschsprachige-kulturspuren-in-den-haag/ selbst einmal zu stöbern und sich überraschen zu lassen, wer alles hier in der Stadt gewirkt hat.

Unter https://kulturnetz-aan-zee.nl/dokumentation/ finden Sie bereits einige Beiträge aus dem Den-Haag-Blog „Journal aan Zee“, die sich mit diesen Kulturspuren befassen.

Wir sind auch für jeden weiteren Hinweis auf Personen dankbar, die wir noch nicht aufgespürt haben. Wenden Sie sich dazu bitte per E-Mail an kulturspuren@kulturnetz-aan-zee.nl. Unter dieser Adresse stehen wir Ihnen auch gerne für weitere Fragen und Anregungen zur Verfügung.

Text und Foto: Christian Schneider

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