Monatsgedicht Oktober: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben „Klagelied“

Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.

Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Klagelied“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben.

Klagelied

Wenn einst die Flaschen größer werden,
wenn einst wohlfeiler wird der Wein,
dann findet sich vielleicht auf Erden
die goldene Zeit noch einmal ein.

Doch nicht für uns! Uns ist geboten
in allen Dingen Nüchternheit –
die goldene Zeit gehört den Toten
und uns nur die papierne Zeit.

Ach! Kleiner werden unsere Flaschen
und täglich teurer wird der Wein
und leerer wird’s in unseren Taschen
gar keine Zeit wird bald mehr sein.
 

August Heinrich Hoffmann, bekannt als Hoffmann von Fallersleben (* 2. April 1798 in Fallersleben; † 19. Januar 1874 in Corvey bei Höxter) war ein deutscher Hochschullehrer für Germanistik, Dichter sowie Sammler und Herausgeber alter Schriften aus verschiedenen Sprachen. Er schrieb die spätere deutsche Nationalhymne „Das Lied der Deutschen“ sowie zahlreiche populäre Kinderlieder. Zur Unterscheidung von anderen Trägern des häufigen Familiennamens Hoffmann fügte er seinem Namen seinen Geburtsort Fallersleben hinzu.

August Heinrich Hoffmann war Sohn des Kaufmanns, Gastwirts, Senators und Bürgermeisters von Fallersleben Heinrich Wilhelm Hoffmann und dessen Ehefrau Dorothea Balthasar. In Göttingen studierte er Theologie, klassische Philologie und Archäologie und schloss sich einer burschenschaftlichen Bewegung an. 1821 widmete er sich an der Bonner Universität der germanischen Sprache. Der Übersetzung einiger Bruchstücke von Otfried von Weissenburgs Evangelienbuch folgte sein Einsatz für die niederländische und altflämische Sprache. 1823 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Leiden und wurde 1835 zum Professor der deutschen Sprache und Literatur der Universität Breslau ernannt. Er verfasste viele zum Teil politische Gedichte sowie zahlreiche Kinderliedtexte.

Während eines Aufenthalts auf der Badeinsel Helgoland, damals britische Kronkolonie, verfasste er 1841 „Das Lied der Deutschen“ und unterlegte es mit der Musik der Kaiserhymne von Joseph Hayden.

Aufgrund seiner liberalen Haltung, die sich in seinen „Unpolitischen Liedern“ äußerte, war er jahrelang auf der Flucht. In Weimar freundete er sich mit Franz Liszt an und bekam durch dessen Vermittlung eine Anstellung als Schlossbibliothekar in Corvey. Sein letztes Werk ist seine Autobiographie  „Mein Leben“ in sechs Bänden.

August Heinrich Hoffmann starb 1874 im Alter von 75 Jahren im Schloss Corvey bei Höxter nach einem Schlaganfall. Er wurde in Anwesenheit von hunderten Trauergästen auf einem kleinen Friedhof neben der ehemaligen Corveyer Abteikirche beigesetzt.

Weitere Informationen:
Wikipedia

Foto: Heide Klijn

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