Monatsgedicht Juni: Joseph von Eichendorff „Verschwiegene Liebe“

Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.

Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Verschwiegene Liebe“ von Joseph von Eichendorff.
 

Verschwiegene Liebe

Über Wipfel und Saaten
In den Glanz hinein –
Wer mag sie erraten,
Wer holte sie ein?
Gedanken sich wiegen,
Die Nacht ist verschwiegen,
Gedanken sind frei.

Errät‘ es nur eine,
Wer an sie gedacht,
Beim Rauschen der Haine,
Wenn niemand mehr wacht,
Als die Wolken, die fliegen –
Mein Lieb ist verschwiegen
Und schön wie die Nacht.

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff (* 10.3.1788 auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien, † 26.11.1857 in Neisse, Schlesien) stammte aus einer katholischen Adelsfamilie. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Breslau begann er ein Jurastudium in Halle und Heidelberg. Nach Auslandbildungsreisen nach Paris und Wien kehrte er zurück nach Lubowitz, um seinen Vater bei der Gutverwaltung zu unterstützen. In Berlin besuchte er Vorlesungen von Fichte und lernte Kleist, von Arnim und Brentano kennen. 1813 – 1815 nahm er an dem Befreiungskrieg gegen Napoleon teil. Danach trat er in den preußischen Staatsdienst in Breslau. Nach dem Umzug nach Berlin war er bei verschiedenen Ministerien tätig und ging 1844 in Pension. Er ist einer der bedeutendsten Lyriker und Schriftsteller der deutschen Romantik und gehört zu den meistvertonten deutschsprachigen Lyrikern.

Bereits 1800 begann er mit Tagebuchaufzeichnungen und der Abfassung einer Naturgeschichte. Neben vielen ausgedehnten Reisen nahm er auch an philologischen Vorlesungen sowie an Lesungen über Rechtswissenschaft teil und tauschte seine Gedichte mit anderen Lyrikern aus. Nach dem Tode seines Vaters wurden die hochverschuldeten Güter verkauft und er trauerte dem Verlust der Welt seiner Kindheit sein Leben lang nach.

Die Schilderungen der Natur und des einfachen Lebens sind geprägt von einer einfachen Bildlichkeit und Wortwahl. Er lebte in der Zeit des Ausklangs der Romantik und der beginnenden industriellen Revolution. Seine starke Bindung zum Glauben ist in seinen Werken spürbar vorhanden. Es gibt keinen anderen deutschen Schriftsteller von dem es sowohl in Deutschland als auch in Polen (Schlesien) so viele Denkmäler gibt. Viele seiner vertonten Gedichte sind zu Volksliedern geworden.

Weitere Informationen:
Wikipedia

Foto: Heide Klijn

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