In dieser Reihe möchte KulturNetz aan Zee die acht Den Haager Stadtbezirke vorstellen. Im zweiten Teil behandeln wir den Stadtbezirk Scheveningen.
Steckbrief
- Einwohner: 61.053
- Fläche: 13,32 km²
- Wijken (Stadtteile): Duindorp, Duinoord, Duttendel en Wittebrug, Geuzen- en Statenkwartier, Havenkwartier, Nordelijk Scheveningen, Scheveningen Dorp, Van Stolkpark, Zorgvliet.
Name
Der Name taucht zum ersten Mal in einem Grabregister auf, das zum Teil um 1284 erstellt wurde. Er bezieht sich auf ein Gebiet, das als ‚terra de Sceveninghe‘ (Land von Scheveningen) bezeichnet wird. Manchmal wird behauptet, dass eine Familie mit dem Namen Scheven – die eine Burg in der Nähe von Haarlem besaß und sich im 14. Jahrhundert in der Nähe von Leiderdorp niederließ – etwas mit dem Dorf oder mit dem Namen Scheveningen zu tun hatte, aber dafür gibt es keine Belege.
Geschichte:
Der Zeitraum der ersten Besiedlung des Ortes Scheveningen ist unbekannt. Im Laufe des 13. Jahrhunderts etablierte sich die Residenz der Grafen von Holland im benachbarten Den Haag. Die steigende Nachfrage nach Fisch führte dazu, dass sich zunehmend mehr Fischer an der nächstgelegenen Küste niedergelassen hatten. Eine gräfliche Entscheidung im späten Mittelalter führte dazu, dass Scheveningen bis heute nicht unabhängig werden konnte, jedoch stets mit einem Sitz im Stadtrat von Den Haag vertreten war.
Das Dorf Scheveningen wurde wiederholt durch Hochwasser zerstört. Bei der Allerheiligenflut im Jahr 1570 verschwand das halbe Dorf in den Wellen. Der Ort hatte, wie die anderen Gemeinden entlang der holländischen Nordseeküste mit den ausladenden flachen Sandstränden, keinen Hafen. Die Fische mussten bis Mitte des 19. Jahrhunderts auf See in kleine Bomschuit umgeladen werden. 1894 wurde ein Großteil der am Strand liegenden Fischerflotte während einer Sturmflut zerstört – ein fester Hafen musste her. Der Erste Binnenhafen wurde im Jahr 1903 eröffnet, 1931 fand die feierliche Eröffnung des Zweiten Binnenhafens statt. 1935 wurde das erste Fischauktionsgebäude eröffnet. 1973 erfolgte die Inbetriebnahme des Dritten Binnenhafens. Seit 2009 können große Schiffe auch außerhalb des Hafens vor Anker gehen.
Die einzige Verbindung von Scheveningen nach Den Haag war zunächst ein Duinenpfad, der Westerpad, er endete in Noordeinde. 1653 machte Constantijn Huygens einen Plan für einen „Steen-wegh van de Hage op Scheveningh“. 1665 war die Verbindung fertig – der heutige Scheveningseweg. Bis 1835 war der Scheveningseweg die einzige Verbindung nach Den Haag. In diesem Jahr folgte der Badhuisweg, 1860 mit der Heringskade die dritte.
Der Aufstieg Scheveningens zum Badeort hing mit der Tradition der Grand Tour im 17. und 18. Jahrhundert zusammen. 1818 eröffnete das erste Badehaus. Es handelte sich um ein kleines hölzernes Gebäude mit einem kleinen Warteraum und vier Badezimmern mit Meerblick. Schon 1820 wurde es durch ein Gebäude aus Stein ersetzt, das 1828 durch eine größere Anlage mit einem Haupthaus und zwei Seitenflügeln erweitert wurde. Das bislang städtische Badehaus wurde in ein Hotel umgewandelt und 1884 mit dem neuen Kurhaus gekrönt. Dieses Gebäude im Stil der italienischen Renaissance brannte am 1. September 1886 ab, wurde aber sofort wieder aufgebaut. Seither wuchs die Zahl der Gäste stets an und zahlreiche neue Hotels entstanden entlang der Küste. Von 1907 bis 1953 war Scheveningen die Endstation der Hofplein-Eisenbahnlinie, die mit dem Aufkommen des Straßenverkehrs und Ausbau des Straßenwesens unrentabel und eingestellt wurde.
Scheveningen wurde während des Zweiten Weltkriegs, wie viele andere Orte an der Nordsee, zum Sperrgebiet erklärt und 1942 evakuiert. Die Deutschen befürchteten eine Invasion über die Nordseeküste und beschlossen den Bau des Atlantikwalls, der vom Nordkap bis zur französisch-spanischen Grenze reichen sollte. Ein Großteil der bestehenden Gebäude wurde abgerissen und durch Steinwälle und Schützengräben ersetzt. An der Promenade wurde eine massive Betonwand, jenseits der Bebauung Wassergräben, als Panzersperren errichtet. In Scheveningen befand sich ein Gefängnis, das unter dem Namen Oranjehotel von 1940 bis 1945 als Ort bekannt war, in dem die Gestapo Widerständler inhaftierte. Seit 2019 ist es als Nationaal Monument Oranjehotel eine nationale Gedenkstätte.
Heute ist Scheveningen ein international renommierter Ferienort mit zwanzig größeren Hotels, Kurhaus, Holland Casino, Fischerei, Hafen und für viele Tagesausflügler und zahlreiche ausländische Touristen ein Reiseziel.
Sehenswürdigkeiten
- Oude Kerk (Alte Kirche)
- Kurhaus Scheveningen
- Miniaturpark Madurodam
- Sea Life Scheveningen
- Westbroekpark
- Strand
- Pier
- Riesenrad Skyview
- Hafen
Museen
- Muzee Scheveningen
- Atlantikwall Museum Scheveningen
- Museum Beelden aan Zee
- Panorama Mesdag in Den Haag (Panorama-Gemälde von 1881 mit Aussicht auf den Strand und den Badeort Scheveningen)
- National Monument Oranjehotel
Quellen und weitere Informationen
Internetseite des Stadtbezirks (nl)
Internetseite Scheveningen Touristik (de)
Foto: Christian Schneider