Eduard Elias – der Flaneur

Viele kennen das hübsche Standbild vor der Schweizer Botschaft an der Lange Voorhout in Den Haag: Ein eleganter Mann, freundlich allen Vorbeischreitenden den Hut lupfend und mit einer Zeitung in seiner Jackentasche. Allen Flaneuren der Neuzeit ruft der Sinnspruch auf dem Sockel zu, seinem Beispiel zu folgen: „Ich schaue mich um … und lächle.“ Doch wen hat der Bildhauer Theo van der Nahmer im Jahr 1968 so freundlich grüßend an dieser exponierten Stelle auf einen steinernen Sockel gehoben?

Es handelt sich um den niederländischen Kolumnisten, Journalisten und Schriftsteller Eduard Maurits Elias, der im letzten Jahrhundert durch die Stadt flaniert ist.

Doch wer genau war Eduard Elias?

Geboren wurde Elias am 12. September 1900 in Amsterdam. Nach dem Besuch des Stedelijk Gymnasiums in ’s-Hertogenbosch studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Leiden. Während seiner Universitätsausbildung begann er sich für Literatur zu interessieren und schuf 1924 seine ersten literarischen Arbeiten. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft am Zionismus interessiert, wurde er Redakteur bei „De Joodsche Wachter“, der Zeitschrift der Niederländischen Zionistischen Vereinigung.

Sein Studium schloss er 1927 ab und ab 1928 begann er als Journalist zu arbeiten. Er war nacheinander für den „Nieuwe Rotterdamsche Courant“, den „Provinciale Groninger Courant“ und schließlich für die Haager Zeitung „Het Vaderland“ tätig, wo er unter den Pseudonymen „Hendrik Hagenaar“ und „Flaneur“ seine Artikel schrieb. So kam dann auch das spätere Standbild zu seinem Namen.

1939 ging Eduard Elias, besorgt über die Kriegsgefahr, zunächst in die Vereinigten Staaten und dann nach Curaçao, wo er als Beamter für das niederländische Informationsbüro arbeitete. Nach seiner Rückkehr 1945 trat Elias in „Elseviers Weekblad“ ein, wo er unter den Pseudonymen „Flaneur“ und „Edouard Bouquin“ mehrere Kolumnen verfasste.
Gleichzeitig blieb er mit „Het Vaderland“ verbunden, wo er seine regelmäßigen Kolumnen hatte: „Hendrik Hagenaars Corner“ und „Flitsen van Flaneur“. Er schrieb auch für viele andere Zeitungen unter Pseudonymen wie „Floris Flaneur“, „Broer Jan“, „Tartarin“, „Canteclaer“, „Doesje“, „Bellenblazer“, „Pieter Pienter“ und „Bernard Buitenhof“. Nur seine Kolumne „Maandag“, die ab dem 1. Juni 1965 im „Algemeen Dagblad“ erschien, war ausnahmsweise mit seinem eigenen Namen signiert. Insgesamt gibt es eine gewisse Ähnlichkeit mit dem deutschen Schriftsteller und Publizisten Kurt Tucholsky, der auch sehr gerne und unter Pseudonymen veröffentlichte – zum Beispiel „Kaspar Hauser“, „Peter Panter“, „Theobald Tiger“ und „Ignaz Wrobel“.
Eduard Elias verfasste auch mehrere Bücher, die meisten unter dem Namen „Mr. E. Elias“.

In seinem Buch „Van den Hagenaar en zijn stad“ (1938) schrieb er beispielsweise:
Kennt u Den Haag?
Kennt u Den Haag goed?
Ik zal u wat vertellen over deze merkwaardige stad …

Insgesamt hat er fast 25 Bücher veröffentlicht – neben „Van den Hagenaar en zijn stad“ unter anderem noch „Zó is Den Haag“ (1949), „Hendrik Hagenaars Hoek“ (1956), „Delft“ (1964), „Hendrik Hagenaars Herinneringen“ (1967), „Wat doe ik vandaag in Den Haag“ (ohne Jahr) und „Vacantie in Nederland“ (ohne Jahr).

Eduard Elias war zudem Mitbegründer des Satiremagazins „Mandrill. Maandblad voor mensen“ (1948-1953) und schrieb auch für die Literaturzeitschrift „De Stoep“ in Curaçao. Weiterhin hat er drei Gedichtbände veröffentlicht.

Am 14. Januar 1967 erlitt Eduard Elias auf dem Bahnhof Hollands Spoor in Den Haag einen Herzinfarkt, kurz nachdem er den Zug nach Brüssel bestiegen hatte. Von dort aus wollte er eine journalistische Reise nach Tunis beginnen. Die Notbremse versagte und Elias starb wenig später in Delft. Sein Leben wurde in fast allen nationalen und regionalen Zeitungen gewürdigt. Am 17. Januar wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Wassenaar beigesetzt.

Den Haag ehrte Eduard Elias 1968 mit der von Theo van der Nahmer  geschaffenen fröhlichen Statue „Der Flaneur“ auf der Lange Voorhout, auf der neben seinem Namen und seinen Jahreszahlen auch der bereits erwähnte Sinnspruch gemeißelt ist: „Ik zie rond … en glimlach.”  

Quellen und zum Weiterlesen
Eduard Elias (Wikipedia)
Flaneur (Wikipedia)
„Der Flaneur“ bei Buitenkunst Den Haag
Kunstwerke von Theo van der Nahmer
Über Theo van der Nahmer (Wikipedia) 

Text und Foto: Christian Schneider

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