Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.
Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Blätterfall“ von Christian Morgenstern.
Blätterfall
Der Herbstwald raschelt um mich her …
Ein unabsehbar Blättermeer
entperlt dem Netz der Zweige.
Du aber, dessen schweres Herz
mitklagen will den großen Schmerz –
sei stark, sei stark und schweige!
Du lerne lächeln, wenn das Laub,
dem leichten Wind ein leichter Raub,
hinabschwankt und verschwindet.
Du weißt, dass just Vergänglichkeit
das Schwert, womit der Geist der Zeit
sich selber überwindet.
Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Untermais, Tirol, Österreich-Ungarn) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer. Besondere Bekanntheit erreichte seine komische Lyrik, die jedoch nur einen Teil seines Werkes ausmacht. Christian Morgenstern wurde 1871 in der Maxvorstadt in München geboren. Vom Herbst 1889 an besuchte Morgenstern eine Militär-Vorbildungsschule, da der Vater für ihn eine Offizierslaufbahn wünschte. Nach einem halben Jahr verließ Morgenstern die Schule jedoch wieder und besuchte fortan ein Gymnasium in Sorau. 1893 verfasste er Sansara, eine humoristische Studie. Das erste Sommersemester seines Studiums der Nationalökonomie verbrachte er in München. Er vertrug jedoch wegen seiner Tuberkulose das Klima dort nicht und begab sich zur Kur nach Bad Reinerz. Morgenstern entschied sich nun, als Schriftsteller zu leben.
Im April 1894 zog Morgenstern nach Berlin, wo er mit Hilfe seines Vaters eine Stellung an der Nationalgalerie fand. Er beschäftigte sich mit Friedrich Nietzsche und Paul de Lagarde und arbeitete für die Zeitschriften „Tägliche Rundschau“ und „Freie Bühne“ und schrieb Beiträge für die Zeitschriften „Der Kunstwart“ und „Der Zuschauer“. Im Frühjahr 1895 erschien das erste Buch Morgensterns, der Gedichtzyklus „In Phanta’s Schloss“. Ab 1903 war er literarischer Lektor im Verlag von Bruno Cassirer, mit dem er freundschaftlich verbunden war. Er betreute und förderte dort unter anderem Robert Walser. Im Januar 1909 schloss er bei Berliner Vorträgen Rudolf Steiners mit diesem eine enge und dauerhafte Freundschaft. Im Juli 1908 lernte Morgenstern in Bad Dreikirchen Margareta Gosebruch von Liechtenstern (1879–1968) kennen, die beiden heirateten am 7. März 1910. Auf einer Reise mit Margareta in den Schwarzwald und nach Obermais erkrankte er, wohl auch infolge seiner zahlreichen Reisen, an einer schweren Bronchitis. Ein Arzt deutete bereits auf den kurz bevorstehenden Tod hin. Morgensterns Zustand verbesserte sich jedoch wieder. Im selben Jahr begann auch seine Zusammenarbeit mit dem Verleger Reinhard Piper, die bis zu seinem Lebensende anhielt. 1912 erhielt er eine Spende der Deutschen Schillerstiftung in Höhe von eintausend Mark. Ab Frühjahr 1913 hielt er sich in Portorose auf, wo er Gedichte Friedrichs des Großen aus dem Französischen übersetzte. Morgenstern starb am 31. März 1914 in Meran.
Quelle:
Wikipedia
Foto: Heide Klijn