Monatsgedicht November: Heinrich Heine „Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer“

Auf Vorschlag von Heide Klijn stellen wir Ihnen monatlich ein Gedicht vor, das diesem Monat beziehungsweise der Jahreszeit gewidmet ist.

Wir führen die Reihe fort mit dem Gedicht „Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer“ von Heinrich Heine.

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer

Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
steht ein Jüngling-Mann,
die Brust voll Wehmut, das Haupt voll Zweifel
und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:

“O löst mir das Rätsel des Lebens,
das qualvolle uralte Rätsel,
worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen,
Häupter in Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
arme, schwitzende Menschenhäupter –
Sag mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er gekommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?“

Es murmeln die Wogen ihr ew’ges Gemurmel.
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
und ein Narr wartet auf Antwort.

Christian Johann Heinrich Heine (* 13. Dezember 1797 als Harry Heine in Düsseldorf, † 17. Februar 1856 in Paris) war einer der bedeutendsten deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten des 19. Jahrhunderts. Nach dem Gymnasium in Düsseldorf folgte das Jurastudium in Bonn, Berlin und Hamburg. Im Mai 1825 legte er sein Examen ab und wurde im Juli zum Doktor der Rechte promoviert. Um seine Anstellungschancen als Jurist zu erhöhen, ließ Heine sich im Juni 1825, gleich nach dem bestandenen Examen, in Heiligenstadt evangelisch-lutherisch taufen und nahm die Vornamen Christian Johann Heinrich an. Von da an nannte er sich Heinrich Heine. Nach erneuten, aber vergeblichen, Versuchen eine ihm entsprechende Anstellung zu ergreifen, ging Heinrich Heine und zog als Korrespondent der Allgemeinen Zeiten und verschiedener französischer Journale nach Paris. Heines romantische Gedichte stehen im Widerspruch zu seinen politischen Aussagen. 40 Gedichte sind von Robert Schumann vertont. Sein Heimweh nach der deutschen Sprache machte ihn als deutschen, ungläubigen Juden tieftraurig – „Vaterland ist dort, wo man die Sprache spricht“. Im Wintermärchen, eine fiktive Reise durch Deutschland, nimmt er Rache am deutschen Wesen. Die Zensoren habe seine Schriften in Preußen verboten und vorausschauend hat Heine bereits 1844 geschrieben „wer Bücher verbrennt, der verbrennt auch Menschen“. Zu Heines Freunden in Paris gehörten Honoré de Balzac, Hector Berlioz, Frédéric Chopin, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Franz Liszt, George Sand und auch Karl Marx. Heine hat bis zum letzten Atemzug in seiner „Matratzengruft“ liegend diktiert. Heines Loreleylied gehört zum Liederschatz der deutschen Sprache und stand während der Zeit des Nationalsozialismus im Liederbuch mit dem Vermerk „Volksweise von unbekanntem Dichter”. Am 17. Februar 1856 starb Heinrich Heine. Drei Tage nach seinem Tod wurde Heine auf dem Friedhof Montmartre beerdigt. (Wikipedia)

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht …”

Foto: Hans Klijn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert