Wo Friede herrscht – oder wie deutsch-niederländische Friedenskunst nach Frankreich kommt

Was es heißen kann, Kulturbrücken zu bauen, dies erfahren Sie in der siebten Folge unserer Podcastreihe – es geht um eine Deutsche, die einen Niederländer geheiratet hat, eine lange Zeit in Den Haag lebte – und nun gemeinsam mit ihrem Mann ein Museum zum Thema Frieden in Frankreich aufgebaut hat.

Unsere Kollegin Alexa Thelen-van den Hoek traf sich mit Petra Keppler in Den Haag, um mehr zu erfahren über dieses neue Museumsprojekt in Frankreich.


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„Kulturbrücken“: „Wo Friede herrscht – oder wie deutsch-niederländische Friedenskunst nach Frankreich kommt“ (13 Minuten, 28 Sekunden)
Redaktion & Sprecherin: Alexa Thelen-van den Hoek, Technik: Christian Schneider, Moderation: Adrienne Por

 


Geboren und aufgewachsen ist Petra Keppler in Wiesbaden. Als Kind spielte sie häufig bei einem Kriegerdenkmal in einem schönen Park, während ihre Oma – eine Kriegerwitwe – dort um die Gefallenen trauerte – und ihr eigenes Flüchtlingsdrama verarbeitete. Und hier begann wohl Petras Bedürfnis, sich mit dem Thema Frieden auseinanderzusetzen.

Ihren niederländischen Mann lernte sie in Deutschland kennen, bei einem Friedensmarsch im sogenannten Fulda Gap – einem strategisch brisanten Gebiet während des Kalten Krieges.

Nach Petras Studium der Verwaltungswissenschaft in Konstanz zogen beide dann, getrieben von Abenteuerlust, nach Amsterdam. Nach einigen Jahren in Paris kamen die beiden letztendlich nach Scheveningen, wo Petra eine schwere Lungenentzündung auskurieren wollte. Hier blieben sie nun, denn in der Friedensstadt Den Haag gab es schließlich viele Möglichkeiten, sich zum Thema Frieden zu engagieren.

O-Ton PK 1 Peace Institute (0:46)

Fünf Jahre lang betreute Petra Keppler ihr Peace-Institute im Bertha-von-Suttner-Gebäude in der Laan van Meerdervoort, bis ihr wegen Umbau die Geschäftsräume gekündigt wurden. Nachdem sie ihre Nonprofit-Organisation etwa ein halbes Jahr lang von zuhause in Scheveningen aus leiteten musste, kam Corona – ausgerechnet, als sie beide sich gerade in ihrem Ferienhaus in Frankreich aufhielten. So blieben Petra und ihr Mann vorerst etwas länger in ihrem Häuschen nahe des Dorfes Estaing im Aveyron, ungefähr elfhundert km von zuhause, 180 km von Toulouse oder 200 von Montpellier.

O-Ton PK 2 Bürgermeister (0:57)

Und so begann Petra Keppler gemeinsam mit ihrem Mann – beide in einem Alter, in dem sich die meisten eigentlich zur Ruhe setzen – in der Ferne ein Museum aufzubauen.

O-Ton PK 3 Eigenarbeit (0:57)

Das Museum liegt direkt im Ortskern, gegenüber von Kirche und Schloss. Das Schloss gehört der Stiftung des ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing, den Petra noch vor dessen Tod im vergangenen Dezember persönlich kennenlernen durfte.

Nach Estaing kommen jährlich 8 bis 10-tausend Tagestouristen. Dies ist nicht weiter erstaunlich, denn Estaing liegt direkt am Jakobsweg. Da während der Corona-Zeit die Touristen ausblieben, nutzten Petra Keppler und ihr Mann währenddessen die Gelegenheit, ihr neu erstandenes Haus umzubauen und den Vorgarten herzurichten. Das historische Gebäude aus dem Jahre 1560 gehörte unter anderem dem Jesuiten und Theologen Francois Annat.

O-Ton PK 4 Annat (0:34)

Sicher freut es ebenso den Bürgermeister, dass das „Maison de la paix“ – zu Deutsch: Haus des Friedens – auch optisch wieder zu einem Aushängeschild geworden ist. Denn das mittelalterliche, knapp 500 Einwohner große Dorf Estaing erhielt das Prädikat als eines der schönsten Dörfer Frankreichs, und da muss schließlich jedes Detail stimmen.

Das imposante Schloss, dass das Dorfbild vornehmlich prägt, kann man übrigens auch von innen besichtigen.

O-Ton PK 5 Besucher (0:35)

Besonders stolz ist Petra Keppler auf eine außergewöhnliche Säule, die etwas Farbe in den Vorgarten bringt und den Besuchern gleich ins Auge fällt.

O-Ton PK 6 Säule (0:20)

Feierlich eröffnet wurde das Friedenskunst-Museum „Maison de la Paix“ in Estaing am 11. November 2021, dem Tag des Gedenkens an den Waffenstillstand vom 11.11.1918 , mit einer passenden Ausstellung über die jungen Männer oder Frontsoldaten, die schon sehr früh zu Beginn des 1. Weltkrieges gefallen waren und nie ihr Leben leben konnten.

Inzwischen gab es natürlich auch andere Sonderausstellungen.

O-Ton PK 7 Ausstellungen (0:48)

Aktuell konnte Petra Keppler den bekannten französischen Glaskünstler Claude Baillon für ihre kommende Ausstellung gewinnen.

O-Ton PK 8 Claude Baillon (0:25)

Die Ausstellungseröffnung ist am 2. April 2023.

Dauerhaft zu sehen sind zum Beispiel Exponate zur Geschichte des Friedensnobelpreises sowie zu herausragenden Preisträgern und historischen Persönlichkeiten, die sich mit dem Thema Frieden auseinandergesetzt haben, so zum Beispiel Erasmus von Rotterdam. Besonders wichtig ist für Petra Keppler das Thema Frieden in der Kunst. Seit langem sammelt sie Peace-Art, die Sie ebenfalls in ihren Räumen ausstellt. Vor allem im europäischen Raum ist dies etwas ganz Besonderes.

O-Ton PK 9 Peace Art (0:47)

Doch auch wer nicht über Frieden diskutieren möchte, bekommt hier einiges zu sehen. Petra Keppler entlässt als Clou für die Touristen jeden Freitag in einer kleinen Zeremonie zwei Friedentauben in die Freiheit. Naja, eigentlich fliegen die Tauben jedes Mal wieder zu ihrem Horst zurück, von wo Petra sie in der darauffolgenden Woche wieder entleihen kann.

Eintrittsgeld erhebt Petra Keppler für ihr Museum nicht. Sie möchte, dass möglichst viele Menschen sich mit ihrem Herzensthema Frieden auseinandersetzen. Wenn dennoch mal jemand vor verschlossenen Türen stehen muss, dann sind Petra und ihr Mann mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Stippvisite unterwegs in ihre alte Heimat.

O-Ton PK 10 Den Haag (0:37)

Vielleicht planen Sie ja einen ihrer nächsten Urlaube nach Frankreich und kommen durch das sehenswerte Département Aveyron – oder Sie wollen den Spuren der Wanderer auf dem Jakobsweg folgen. Dann schauen Sie sich nicht nur das schöne Schloss in Estaing an! Werfen Sie einen Blick in das besondere Museum „Maison de la paix“ der Deutschniederländerin Petra Keppler, die sich über ein Gespräch, nicht nur zum Thema Frieden, sondern auch zu ihrer alten Heimat Den Haag bei einer Tasse Kaffee sicher freuen wird.


Kontakt zum Friedensmuseum:
Petra Keppler
Maison de la paix
2 rue du pont
12190 Estaing, France
E-Mail: info@concordepaix.fr
https://peace-institute.com

Informationen über das Friedensmuseum laufen momentan noch über die Website des Bertha von Suttner Peace Institute. Eine separate Website ist in Vorbereitung.

Foto: Pixaby

Ein Kommentar zu “Wo Friede herrscht – oder wie deutsch-niederländische Friedenskunst nach Frankreich kommt”

  1. Sehr interessant. Schade, dass es keine Bilder gab.
    Sehr möglich, dass ich einen Umweg über Estaing im nächsten Sommer mache, um mir den Vordergarten anzugucken und um Petra kennen zu lernen.
    Viel zur Ausstellung.

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