Schwerpunktthema Oktober 2021
Mata Hari, die bekannteste Spionin des Ersten Weltkriegs mietete im Oktober 1914 ein kleines Haus in Den Haag, in dem sie in den Jahren 1915/1916 wohnte. Das Haus befand sich in Nieuwe Uitleg 16, heute befindet sich neben der Haustür eine bronzene Plakette, die an die berühmte Bewohnerin erinnert.
Doch wer war die Frau, um die sich so viele Geschichten und Gerüchte ranken – so viele, dass selbst heute noch nicht klar ist, wer sie eigentlich war und ob sie nicht eigentlich nur das willkommene Bauernopfer im Spiel zwischen den damals verfeindeten Mächten war?
Margaretha Geertruida Zelle
Mata Hari (malaiisch „Sonne“, wörtlich „Auge des Tages“) war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (geboren am 7. August 1876 in Leeuwarden; gestorben am 15. Oktober 1917 in Vincennes bei Paris, Frankreich). Während ihrer kurzen Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod. Mata Hari war vor allem in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieges als exotische Nackttänzerin und exzentrische Künstlerin berühmt. Später wurde sie als deutsche Spionin angeworben, der deutsche Nachrichtendienst führte sie unter dem Decknamen H 21. Sie wurde festgenommen und am 25. Juli 1917 wegen Doppelspionage und Hochverrats von den Richtern eines französischen Militärgerichts zum Tode verurteilt und am 15. Oktober in Vincennes hingerichtet.
Spionin oder Stümperin?
Eine exotische Tänzerin mit vielen Männerkontakten wurde als ideale Spionin angesehen. Daher trat Mata Hari im Spätherbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes III b und wurde im Folgejahr zusätzlich durch den französischen Geheimdienst für Aktivitäten gegen das Deutsche Reich angeworben. Nach dem Karriereende als Tänzerin aufgrund des herrschenden Krieges sowie ihres fortgeschrittenen Alters (sie war bei Kriegsausbruch 38 Jahre alt) brauchte sie für ihren anspruchsvollen Lebensstil Mittel, die sie anders nicht beschaffen konnte – daher ließ sie sich anwerben. Im Laufe der Zeit geriet sie in Verbindung beziehungsweise unter Beobachtung sowohl des deutschen, des französischen als auch des britischen Geheimdienstes. Aus den zeitgenössischen Akten des britischen Geheimdienstes Security Service (MI 5), die am 21. Januar 1999 freigegeben wurden und nun in den britischen The National Archives öffentlich zugänglich sind, geht jedoch hervor, dass sie keine wesentlichen Geheimnisse, weder an die Deutschen noch die Franzosen, verraten hat – sie verfügte nicht über die Kontakte in neuralgische militärische oder kriegswichtige Bereiche.
Das „Spionagenest‟ Den Haag
Die Niederlande waren aufgrund ihrer Neutralität im Ersten Weltkrieg ein wichtiger Schauplatz gegenseitiger Spionagetätigkeiten. Gerade in der Diplomatenstadt Den Haag wimmelte es von Spionen und Informanten. Das Hauptquartier der deutschen Gegenspionage war die „Villa Arcadia‟ im Badhuisweg 106 in Scheveningen. Im Artikel „Broeinest van spionen‟ der „Haagse Historie‟ Nr. 5, Herbst 2017, ist zu lesen, dass nach der Enttarnung des Geheimagenten Hilmar Dierks der damalige Direktor der Deutschen Internationalen Schule, Peter Herz, seine Aufgaben übernommen hat. 1916 reiste Mata Hari nach Frankreich ab, wo sie am 13. Februar 1917 verhaftet wurde. Grund dafür war vor allem, dass die Franzosen vor einer Niederlage standen und die öffentliche Meinung durch die Anklage einer Spionin beruhigen wollten. Ihre Verhaftung und Hinrichtung lässt sich heute gut mit der in dieser Zeit schlechten militärischen Lage Frankreichs in Zusammenhang bringen: Der öffentliche Druck war immens und der Staat musste Handlungsfähigkeit beweisen – da kam eine deutsche Spionin gerade recht.
Tipp: Spionage-Spaziergang durch Den Haag
Die „Den Haag Spionagewandeling – Geheime en vergeten geschiedenis ontdekken?‟ bietet Interessenten die Möglichkeit, im Rahmen eines Spaziergangs durch Den Haag die Schauplätze der Spione im Ersten und Zweiten Weltkrieg zu entdecken.
Weitere Informationen: „Den Haag Spionagewandeling‟
Dossier „Das Leben der Margaretha Geertruida Zelle, genannt Mata Hari‟
Das Material zu Mata Hari ist zu umfangreich, dass es an dieser Stelle auch nur nahezu vollständig dargestellt werden kann. Wie bereits beim letzten Schwerpunktthema gibt es auch diesmal ein Dossier, in dem einige der umfangreichen Quellen und Informationen zum Leben von Mata Hari zusammengestellt sind.
Zum Dossier kommen Sie hier.