Alexa Thelen-van den Hoek sprach am 5. Dezember 2021 in Den Haag mit dem Journalisten und Autor Helmut Hetzel über Den Haag, den von ihm und Ulrike Grafberger veröffentlichten Stadtführer und verriet uns auch seinen persönlichen Geheimtipp.
KulturNetz aan Zee: Was (oder wer) hat in Dir die Liebe zu Den Haag entdeckt?
Helmut Hetzel: Ich habe die Stadt selber entdeckt. Als ich aus China zurück kam und mich in Europa als Auslandskorrespondent niederlassen wollte, habe ich Den Haag ausgewählt. Die Wahl war nicht schwer, weil ich vor meiner Abreise nach China bereits ein Buch, auch einen Reiseführer, über die Niederlande geschrieben hatte – und weil meine damalige Frau Niederländerin war. Holland und der Regierungssitz Den Haag waren daher meine erste Wahl. Und als ich auch auf Wohnungssuche in Den Haag 1985 über den Denneweg, die Frederikstraat zu den Mallemolen lief, war mir schlagartig klar: Hier will ich leben. Und so zog ich von Peking nach Den Haag.
KNaZ: Wodurch kam die Idee, einen Stadtführer zu schreiben?
H. H.: Ich hatte schon einige Bücher geschrieben, über die Niederlande, über Amsterdam, über Belgien aber auch den Beststeller „Frauen in China“. Aber Den Haag war und ist meine Stadt. Hier fühle ich mich zuhause. Hier fühle ich mich wohl, wie ein Fisch im Wasser, wie das so schön heißt. Es war nicht allein meine Idee, einen Reiseführer über Den Haag und Scheveningen zu schreiben. Ich traf eine Kollegin, Ulrike Grafberger, die, wie ich, aus Franken kommt, und gemeinsam haben wir die Idee den „City Trip Den Haag mit Scheveningen“ zu schreiben ausgeheckt – und zusammen realisiert – als Teamwork.
KNaZ: Was hat sich seit der ersten Ausgabe, insbesondere durch Corona in Den Haag verändert?
H. H.: Vieles, sehr vieles. Unser City-Trip Den Haag/ Scheveningen erlebt ja inzwischen schon die achte Auflage. Das zeigt: Den Haag wird als Reiseziel bei deutschsprachigen Reisenden immer beliebter. Aber die Stadt verändert sich unheimlich schnell. Die Skyline wird immer höher. Der neue Kulturpalast Amare ziert nun das Zentrum direkt neben dem wunderschönen schneeweißen Rathaus, dem Stadhuis, das der Architekt Richard Meier konstruiert hat. Im Volksmund wird das Haager Rathaus übrigens „Eispalast“ genannt. „The Mall of The Netherlands“ hat gerade eröffnet und ist ein Shopping- aber auch ein kulinarisches Paradies. Über die Politik spreche ich hier nicht.
Aber die Corona-Pandemie und deren Folgen spaltet die niederländische Gesellschaft. Das spürt man auch in Den Haag, wo es wie in vielen anderen Städten auch, Randale gab, als gerade wieder im Dezember die Corona-Regeln verschärft wurden. Viele Restaurants sind pleite gegangen wegen des Lockdowns. Der Plein oder der Grote Markt, wo an Wochenenden das Nachtleben pulsierte, sind wegen des derzeitigen Abend-Lockdowns ab 17 Uhr tot. Die ganze Stadt wirkt dann wie ausgestorben.
Das ist schrecklich! Es ist gespenstisch.
KNaZ: Gibt es irgendeine besondere Geschichte, die Du im Zusammenhang mit Deinem Stadtführer erlebt hast?
H. H.: Viele. Aber das Schönste war doch, als Ulrike und ich das erste Exemplar unseres City Trips Den Haag mit Scheveningen dem damaligen Bürgermeister Jozias van Aartsen überreichen durften. Wir organisierten ein großes Event in der historischen Genever-Brennerei Van Kleef, wo die charmante Gastgeberin Fleur uns und unsere rund 100 Gäste köstlich bewirtet hat. Da haben wir alle zusammen Den Haag und in Den Haag gefeiert.
KNaZ: Was sollte man in Den Haag unbedingt gesehen haben: Deine Top 3 (oder 5)?
- Das Museum Mauritshuis mit dem angrenzenden Parlament – dem Binnenhof.
- Den wunderschönen Strand von Scheveningen mit dem Kurhaus und den zweiten Haager Badeort an der Nordsee: Kijkduin. Er wird gerade völlig neu gestaltet.
- Die Lange Voorhout, Noordeinde, Hotel Des Indes, Denneweg, Mallemolen, Hooigracht, Chinatown, Haagse Markt und die Haagse Hofjes.
- Den Friedenspalast – Sitz des UN-Gerichtshofes und der Internationalen Akademie des Rechts.
- Die Genever-Brennerei und das Museum van Kleef auf dem Lange Beestenmarkt 109 – 1842 gegründet und „echt Haags“.
KNaZ: Welche sind Deine eigenen, ganz persönlichen Favoriten?
- Das Mauritshuis-Museum – mit seinen wunderschönen Werken von Vermeer, Rembrandt, Potter („Der Stier“) und vielen mehr …
- Die Nieuwe of Littéraire Sociëteit De Witte – aber die ist nur für Mitglieder zugänglich.
- Das Internationale Pressezentrum Nieuwspoort – auch nur für Mitglieder zugänglich.
- Der Strand und der Kur- und Badeort Scheveningen mit dem Kurhaus und den vielen und phantastischen Strandpavillions wie Oskars, Sol Beach oder der Waterreus.
- Lange Voorhout, Noordeinde, Denneweg, Mallemolen, Chinatown, Haagse Markt und der Antiquitätenmarkt auf der Lange Voorhout.
KNaZ: Hast Du noch einen Geheimtipp für uns, irgendeinen besonderen Platz oder ein besonderes Gebäude, dass die meisten von uns wahrscheinlich nicht kennen?
H. H.: Ja, klar, aber soll ich den verraten?
KNaZ: Ja, bitte …
H. H.: Het Zalmhuis op de Anna Paulownastraat 9. Der charmante Gastgeber Ton räuchert hier seinen Lachs, der 100 % biologisch ist, selbst und serviert ihn in vielen Varianten. Hinter dem kleinen Bistro ist ein altes Gewächshaus, das Ton in einen wunderschönen Wintergarten umgewandelt hat.
KNaZ: Wo und wie verbringst Du die Festtage dieses Jahr?
H. H.: Sinter Claas natürlich in Den Haag zusammen mit meiner Tochter Marijke in Chinatown und in einem schönen Haager Restaurant zum Lunch, weil ja um 17.00 Uhr wegen des Corona-Abend-Lockdowns schon wieder alles zu ist. Weihnachten bei meiner Partnerin Pixie in der Schweiz.
KNaZ: Vielen Dank, Helmut, für das persönliche Gespräch!
Falls Sie also noch ein Weihnachtsgeschenk suchen für Liebhaber unserer Stadt: die Neuauflage des CityTrip liegt nun in allen Buchhandlungen bereit oder ist, falls vergriffen, auch online zu bestellen. Weitere Informationen zum „CityTrip – Den Haag mit Scheveningen“ finden Sie hier.
Copyright © by HELMUT HETZEL / Den Haag (Fotos und Text)